Ich hätte gern einen Mülleimer. Einen der so reißfest ist, dass ich all meine Gedankenkotze dort loswerden kann. Ich spreche klare Sätze, aber denken kann ich nicht. Mein Gehirn ist ein einziges Wirr Warr aus alten, neuen und gegenwärtigen Gedanken, die meist nicht mal eine Rolle spielen. Aber anscheinend tun sie es ja doch, sonst würde ich nicht drüber nachdenken. Und während ich denke und denke und denke, weiß ich nicht was ich denken soll. Ich will nicht schlafen, ich will nicht wach sein. Ich will etwas tun und dann wieder nicht. Ich will alles und gar nichts. Nicht mal an die Decke starren will ich. Dabei ist Deckenstarren meine Lieblingsbeschäftigung. Vor allem nachts. Ich bin ein wahrer an-die-Decke-starr-Profi. Ich mein, warum auch nicht? Jede Decke ist anders und je nachdem aus welcher Position man hoch guckt, entdeckt man ganz andere Seiten an ihr. Manchmal habe ich den Drang die etlichen Blötsche in meiner Decke bunt anzumalen. Vielleicht mit Smileys, damit ich immer etwas zum gucken habe. Aber meine Decke bleibt natürlich weiss, weil es viel zu anstrengend wäre die ganze Zeit über Kopf zu malen. Also starre ich an meine weisse Decke, mit den Blötschen im Beton. Meistens tue ich das nachts, manchmal auch tagsüber. Und während ich so starre, frage ich mich immer wieder wo all meine Gedanken her kommen. Aus welchen Löchern meiner Seele sie gekrochen sind, um mich zu terrorisieren. Ich weiß plötzlich nichts mehr über mich und mein Leben. Ich habe keine Ahnung, was gut oder schlecht für mich bedeutet, ich weiß nicht was ich will. Nicht mal was ich nicht will. Ich weiß auch nicht, was ich bräuchte, um zu wissen, was ich wollen würde. Aber vielleicht brauche ich ja auch gar nichts und niemanden. Vielleicht brauche ich nur mich, um zu wissen was ich will. Dann frage ich mich, was ich mit mir anfangen soll. Eigentlich ist das ja immer so, wenn man jemanden neu kennenlernt. Man treibt ein wenig Smalltalk, um im besten Fall eine und mehrere Gemeinsamkeiten zu entdecken und stellt sich gegenseitig Fragen. Man will ja schließlich wissen, wenn man da vor sich hat. Wenn mich jemand fragt, was für ein Mensch ich denn sei oder ich etwas von mir erzählen soll, weiß ich nie was ich sagen soll. Vermutlich kann ich deshalb keinen Smalltalk mit mir selbst abhalten. Vielleicht habe ich auf die Fragen keine Antworten, weil ich gar nicht weiß wer ich bin oder was es über mich zu erzählen gäbe. Dabei wusste ich in der Vergangenheit schon wer ich bin, oder eher wer ich war. Zum Beispiel schreibe ich sehr gern. Was ich gerade wieder tue, offensichtlich. Nur ist das hier ein Kuddelmuddel aus Zeilen und Buchstaben, die in meinem Kopf absolut keinen Sinn ergeben, weil ich vom fünften Gedanken zum zehnten springe, ohne den Ersten überhaupt zu Ende gedacht zu haben. Aber was heißt überhaupt „zu Ende denken“? Wann ist ein Gedanke zu Ende gedacht, wann ist ein Gedanke vorbei? Eigentlich nie. Man ändert ja ständig seine Sichtweise auf Dinge. Positive und negative Erfahrungen bringen einen weiter und ändern den Blickwinkel auf einen selbst, auf das, was man erlebt hat. Das ist wie mit der Zimmerdecke. Je nach Position ändert sich der Blickwinkel, je nach Blickwinkel sieht man die Decke anders und ändert seine Meinung über sie. Wenn ich einfach nur kerzengerade im Bett liege und starre, finde ich meine Decke vielleicht scheußlich. Wenn ich aber kopfüber auf meinem Bett hänge, finde ich meine Decke wunderschön. Nur kann man die Zimmerdecke ganz einfach aus seinem Blickwinkel entfernen, indem man sich zur Seite dreht. Ich hätte gern einen Mülleimer.

Da bemerkt man wieder das Problem, dass man irgendwie anders und auch in Gefühlen und Bildern denkt und nicht in den Sätzen, die wir sprechen.
Das fällt mir immer wieder auf. Ansich nichts schlechtes, manchmal aber anstrengend und Nerven aufreibend.
Ziemlich anstrengend. Ich will so viel sagen, aber bekomme es oft nicht hin, weil ich zu Situationen oft nur Gefühle speichere und es nicht hin kriege, alles in Worte zu fassen.
Ich denke, das ist ganz normal. Je emotionaler wir die Situation empfinden, desto eher erinnern wir uns später daran. Wenn wir diese empfundenen Gefühle benennen können, ist das auf jeden Fall ganz viel Wert. Es braucht nicht immer Worte für alles. Gefühle sind manchmal etwas sureales, was mit keinem Wort der Welt beschrieben werden kann.