Ich bekomme relativ selten Nachrichten über Facebook. Um so überraschter war ich, eine Nachrichtenanfrage zu erhalten.
Eine Amelié schrieb mir folgendes: „Ich wollte dir nur sagen: Deine Texte bei EDITION F sprechen mir aus der Seele. Danke! Endlich jemand, der Sachen sagt, wie sie sind und wie sie sich anfühlen. Es tat sehr gut!“
Das wiederum hat mir sehr gut getan und mich zum Schreiben motiviert. Gerade habe ich noch einmal gelesen, dass man als „ernsthafte“ Bloggerin 500 Wörter täglich schreiben sollte. Das klingt erst einmal nicht viel, ist es aber doch, wenn man vor einem leeren Blatt Papier sitzt.
Dennoch denke ich immer wieder, dass ich mehr schreiben sollte. Und möchte. Aber mein Kopf nicht so möchte, wie meine Finger, die ich über die Tasten gleiten lasse. Abgesehen von der Miesere des nicht funktionierenden Gehirns, müsste ich früher oder später persönlicher werden, in meinen Texten. Das ist für mich eine logische Konsequenz aus dem, was ich bisher veröffentlicht habe und wo ich mit meiner Schreiberei hin möchte. Und das hemmt mich. Weil wir ja oft denken, im Internet seien wir ach so anonym. Nur bin ich das nicht. Wie meine Blogstatistik neulich zeigte, als sie preisgab, dass mich jemand mit meinem Klarnamen gegoogelt hatte.
Auf der einen Seite ist es schön, wenn ich merke, dass mich (und meine Texte) immer mehr Menschen kennen und lesen. Auf der anderen Seite ist es ein so komisches Gefühl, dass es ein wenig Angst macht.
Und sowieso setzt es mich eher unter Druck, dass andere so viel von meiner Schreiberei halten, anstatt dass ich mich davon pushen lasse. So ein Mensch bin ich nicht.
Nicht falsch verstehen, bitte! Ich freue mich über jedes einzelne Feedback, jeden Kommentar und jede Nachricht! Und ganz besonders freue mich über solche Nachrichten, wie die von Amelié. Wenn Menschen mir berichten, dass sie sich verstanden fühlen und merken, dass sie nicht der einzige Menschen auf der Welt sind, der bestimmte Gedanken hat.
Aber gleich nach der Freude kommt die kleine, feine Panik. Panik darüber, dass je mehr Leute sich verstanden fühlen und mir schreiben, desto höher die Erwartung an mich und meine Texte wird. Und ich diese Erwartung irgendwann nicht mehr erfüllen kann.
Weil ich positives Feedback mit „schneller, weiter, besser“ gleichsetze. Weil ich meine eigene Erwartungshaltung, also Erwartungen, die ich an mich selbst habe, auf meine Mitmenschen übertrage. Weil das meiner Erfahrung nach sehr viele Menschen tun. Was auf Dauer unglücklich macht. Weil wir permanent einer Erwartungshaltung hinter her jagen, der wir nicht standhalten können. Weil der Berg größer und größer wird, anstatt dass wir uns auf dem Felssprung ausruhen, wenn wir die nächsten Höhenmeter erreicht haben.
Jetzt lese ich all diese „Think-positiv“-Sprüche im Internet, bete sie mir fast täglich vor und weiß mit ziemlicher Sicherheit, dass ich mich bei der nächsten gegebenen Situation genau so unter Druck setzen werde, wie ich es in der Vergangenheit getan habe.
Also was hilft nun gegen das Himalaya-Syndrom an Erwartungen?
Meistens erwarten unsere Mitmenschen von uns sehr viel weniger, als wir annehmen. Wir verwechseln all zu oft die Erwartungen anderer mit unseren eignen und sind dann wütend auf uns selbst, weil wir diese angeblich nicht erfüllen können. Meistens rührt diese geringere Erwartungshaltung von unseren Mitmenschen daher, dass sie Eigenschaften an uns schätzen, die wir selbst nicht (mehr) wahrnehmen, weil wir sie als selbstverständlich betrachten. Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Dankbarkeit, um nur ein paar zu nennen.
All diese Eigenschaften sind eben (!) nicht selbstverständlich. Weil es durchaus Menschen gibt, die sie nicht besitzen.
Mir wurde schon häufiger gesagt, ich soll nicht so streng mit mir sein und meine Erwartungen an mich herunterschrauben. Das werde ich nicht tun und das sollte keiner von euch tun.
Die Strenge mit mir selbst bringt mich dazu, mich selbst, meine Handlungen und meine Gefühle immer und immer wieder zu hinterfragen. Böse Zungen nennen das auch Selbstzweifel. Und ja, ab und an besteht diese Strenge aus Selbstzweifeln.
Aber es ist gleichzeitig ein Korrektor. Das, aus dem die Selbstreflektion besteht. Wir alle kennen Menschen, die nicht sonderlich selbstreflektiert sind und wir wissen alle, wie schnell sie uns in den Wahnsinn treiben können, mit ihrem Verhalten.
Hohe Erwartungen an sich selbst zu haben ist Freund und Feind zugleich. Freund, weil sie uns dazu bringen, nie aufzugeben, immer weiter zu machen, immer versuchen ein Stückchen besser zu werden, in dem was wir tun. Feind, weil sie uns lähmen, wenn wir uns zu stark von ihnen abhängig machen.
Ich hoffe mal das du deinen Blog weiter führst. Gefällt mir wie du denkst und was du dazu schreibst.
Lg Robert
Ganz viel Liebe an meine beste Praktikums-Kollegin ❤️
Lots of love an meine liebste Praktikums-Kollegin 2016 ❤️
😍❤️
Danke und ja, mir geht es genauso. Dieser Druck. Wir sind unsere „schlimmsten“
Druckmacherinnen.