Wir öffnen dich, wir schließen dich. Und das meist mehrfach am Tag. Wir öffnen dich, damit du unsere erhitzte Umgebung ein wenig abkühlst. Wir machen dich wieder zu, damit der Regen und die Kälte nicht zu uns rein kriechen. Aber wenn wir möchten, dass uns morgens die Sonne weckt, lässt du sie trotzdem gewähren. Wenn es regnet, prescht du vor, damit die Nässe nicht bis aufs Mark dringt und während du prasselnd den Regen für uns abfängst, können die Meisten von uns am allerbesten Schlafen. Alles, was wir nicht bei uns haben möchten, bleibt draußen, während du trotzdem das Schöne hereinlässt. Ich denke, dass viele insgeheim ein bisschen neidisch auf dich sind. Wenn unser Gehirn doch nur so einfach funktionieren würde, wie du es tust. Ein einfacher Henkel, ein paar Scharniere, die mit einer simplen Bewegung perfekt ineinandergreifen. Unsere menschlichen Komponenten sollten sich ein Beispiel an dir nehmen.
In stürmischen Zeiten lassen wir uns erst einmal vom Wind hin und her werfen. Ja, manchmal lassen wir uns sogar den Boden unter den Füßen wegreißen. Der Regen peitscht und ins Gesicht, durchtränkt unser Haar, während wir panisch nach einem passenden Scharnier und Henkel suchen. Je stärker der Sturm, desto widerstandsfähiger muss das Scharnier sein, desto perfekter und schneller müssen all deine Komponente funktionieren. Eins ergeben, wenn wir dich betätigen.
Aber wann ergibt der Mensch schon eins? Vermutlich nie. Und erst recht nicht während eines Sturms. Wir sind wahrscheinlich ein Leben lang auf der Suche, nach dem passendstem und schönstem Rahmen, nach dem leisesten und weichstem Scharnier, nach dem robustesten Fensterglas. Und mit jedem Bruch werden wir erst einmal instabiler und anfälliger. Um dann widerstandsfähiger als vorher zu werden. Um das zu finden, was vielleicht irgendwann perfekt ineinander passt.
WordPress lässt mich liken und deswegen sage ich es hier gerne noch deutlicher: Wirklich ein starker Text! ❤
Vielen Dank! 💕